Im Oktober 2012 sprach mich Peter Mäckelburg an, ob ich nicht Interesse an einer Tauchwoche in Österreich hätte. Ich fragte mich, wie denn Tauchen in Österreich funktionieren sollte? Soweit ich mich erinnern konnte, lag Österreich jetzt an keinem Meer. Da dämmerte es mir, denn in der Tauchausbildung wird doch immer etwas von Bergsee-Dekotabellen erzählt. Peter wollte also in Bergseen tauchen. Irgendwie geriet die Idee bei mir in Vergessenheit, bis mich dich Nachricht meines Bruders auf einer Dienstreise in Südost Asien erreichte, dass er mich einfach auch mit angemeldet hatte. Neben Sebastian, Eva und mir fuhren auch Dirk, Sven, Astrid, Susann, Peter, Isabell, Sophie sowie Ralf und Sabine mit.
Es sollte im Juni zum Fernsteinsee in Tirol gehen. Die Bilder und Fakten, die mir Google ausspuckte, weckten meine Neugierde, denn dort sah und las man von Sichtweiten über 30 m. Einen kleinen Dämpfer bekam die Vorfreude jedoch als ich las, dass die Wassertemperatur auch im Hochsommer nie mehr als 8°C beträgt.
Die Tage zogen ins Land und so langsam näherte sich unser Österreichurlaub. Der doch recht durchwachsene Mai in Deutschland lies wettertechnisch nichts Gutes ahnen. Ein Blick auf sämtlichen Wettervorhersage-Seiten im Internet bestätigte meine Befürchtungen. Temperaturen zwischen -8°C und +2°C versprachen eher einen Eistauchurlaub. Die vorhergesagten extremen Unwetter für Süddeutschland und Österreich tangierten mich zu diesem Zeitpunkt eher weniger.
Neben Sebastian, Eva und mir fuhr auch mein Zimmerkollege Dirk bei uns im Auto mit. Dass Dirk ein Faible fürs Fotografieren hat wusste ich, und freute mich darauf auch evtl. etwas zu lernen. Als ich am Vorabend des Abreisetages mit meinen 3 Taschen bei Sebastian ankam um das Auto zu beladen, fielen mir ca. 38 mittelgroße Taschen ins Auge, die vor Sebastians Auto standen. Auf meine Frage, ob jenes Gepäck von den anderen drei Mitfahrern wäre, erwiderte mir Sebastian, dass diese Taschen Dirks Fotoausrüstung wären. Sein normales Gepäck brächte er noch vorbei. Ungewissheit machte sich bei mir breit, ob wir das alles mitbekommen würden. Doch Sebastian, der seit seinem 4ten Lebensjahr ungeschlagener Tetris-Meister ist, belehrte mich eines Besseren. Zwar sah das Auto nach der Packaktion eher wie das vollgeladene Auto einer Osteuropäischen Großfamilie beim Auszug in ein besseres Leben in das Land im dem Honig und Milch fließt aus, aber er war alles verpackt.
Abfahrt am nächsten Morgen war für 6 Uhr angesetzt, um mögliche Staus zu umgehen. Kurz vor 6 am nächsten Morgen begrüßte mich Dirk an Sebastians Auto mit einem fröhlichen „Willkommen“. Da das Auto ja schon gepackt war (im Nahhinein wundere ich mich immer noch, dass es über Nacht nicht geplatzt war), ging es los. Aufgrund meines Neffens (ja dieser Bericht ist das erste geschriebene Dokument, in dem du erwähnt wirst), der sich immer deutlicher bei Evas Bauch ankündigte unterbrachen wir unsere Fahrt alle 2 Stunden, um uns die Beine zu vertreten. Doch nicht nur Eva brauchte die Pausen, denn auch Dirk und ich auf der zugepackten Rückbank waren über jede Entknotung unserer Beine dankbar. Dank modernster Ortungs- und Kommunikationstechnik waren wir dauerhaft auf dem Laufenden, wo sich die anderen DUC-Autos befanden. Es gilt hier zu erwähnen, dass das Versenden und Empfangen von Handyfotos von Mitfahrern
Nach einer durchaus zügigen Fahrt kamen wir nach 7 Stunden in Österreich an. Aber irgendetwas schien nicht zu stimmen. Diese idyllischen, österreichischen Bäche und Flüsse sahen eher wie Amazonas und Mississippi aus. Innerlich freute ich mich schon auf Strömungstauchgänge. Was war denn hier los? Stimmt, der Wetterbericht sagte etwas von Unwettern. Aber diese Ausmaße hatte ich mir nicht vorgestellt. Auch bei unserer Ankunft im Schlosshotel Fernsteinsee regnete es. Nachdem Dirk und ich unser durchaus rustikales Zimmer bezogen hatten, machten wir uns auf eine kleine Erkundungstour.
Der Fernsteinsee liegt direkt am Hotel, ca. 2 Gehminuten von der Hotel eigenen Füllstation und Trockenraum entfernt. Da der Fernsteinsee in Privatbesitz des Hotels ist, dürfen dort nur Hotelgäste tauchen. Neben dem Fernsteinsee befindet sich noch ein zweiter See. Der Sameranger oder Samaranger See (die Broschüre des Hotels ist sich in der Schreibweise nicht ganz einig). Während der Fernsteinsee externe Zuläufe besitzt, ist der Sam(a)eranger See ein reiner Quellwassersee. Aufgrund der kalten Wassertemperaturen regenerieren sich die Seepflanzen wohl sehr langsam. Daher ist eine notwendige Anzahl von Tauchgängen für beide Seen notwendig
Unser Spaziergang zum Fernsteinsee zeigte uns die Auswirkungen der starken Regenfälle sehr schnell. Das Seewasser stand deutlich höher als normal und blockierte sogar schon den Weg, der um den See führte. Doch das Hochwasser war nicht das schlimmste Übel. Aufgrund der externen Zuläufe wurde jede Menge Schlamm in den Fernsteinsee gespült, sodass die hintere Seehälfte eher wie Kakao als klares Bergseewasser aussah. Tauchen war dort definitiv nicht möglich. Unsere Hoffnungen ruhten nun auf dem Sam(a)eranger See. Doch bevor es am nächsten Tag zum ersten Tauchgang ging gab es unser erstes 5-Gang-Abendessen, welches jeden Abend aus einem Salat vom Buffet, einer Suppe, einer kleinen Vorspeise, einem großen Hauptgericht (hier durfte aus drei Gerichten gewählt werden) und einem (aus drei möglichen) Nachtisch bestand. Grundsätzlich hätte man die Woche auch mit Essen verbringen können.
Aber dafür waren wir ja nicht soweit gefahren. Wir wollten schließlich tauchen.
Am darauffolgenden Tag machten wir uns auf Richtung Sam(a)eranger See. Hierbei begleiteten uns etliche Kühe, die teilweise von den Tauchern aus dem weg geschoben werden mussten. Am Sam(a)eranger See bot sich uns ein ganz anderes Bild als tags zuvor am Fernsteinsee. Das Wasser war derart klar, sodass man an jeder Stelle bis zum Grund schauen konnte. Wir konnten es verständlicherweise also kaum erwarten in die Trockis zu steigen um endlich ins Wasser zu kommen. Alle wollten das…nur Dirks Trocki scheinbar nicht. Ein aufplatzender Reißverschluss sprach erst einmal gegen das Tauchen. Da wir aber ohnehin in zwei Gruppen in den
Bei meinem ersten Tauchgang mit Sebastian und Sven wurde die Faszination des Bergseetauchens mehr als klar. Sichtweiten von über 30m boten uns beeindruckende Einblicke auf frühere niedergegangene Lawinen und Baumstämme. Bei derart klarem Wasser fragt man sich tatsächlich, wie der Typ neben einem schweben kann….die Präsenz des Wassers war völlig vergessen.
So schön und toll die Sicht auch war, sie machte den Sam(a)eranger See nicht größer. Leider hatte man den See nach knapp 25 Minuten bei einer maximalen Tiefe von 16m durchtaucht. Die Tatsache, dass auch alle anderen Seen in der näheren Umgebung aufgrund der Schlammlawinen unbetauchbar waren, führte dazu, dass Dirk und Ralf mit ihren Kameras auf Hochtouren liefen und wir anderen Taucher als Models ausgebildet wurden und dauerhaft für Fotoaufnahmen gebucht wurden. Da aber auch die ständigen Fototermine auf Dauer langweilig wurden, das Wetter hingegen mittlerweile sonnig war, entschlossen wir uns auch noch andere Ausflüge nach Innsbruck, an die Zugspitze und zur Sommerrodelbahn nach IMST zu machen.
Resümierend lässt sich festhalten, dass die Tauchwoche am Fernsteinsee allen beteiligten eine Menge Spaß und aufgrund des hervorragenden Essens sicher 2 kg auf der Waage mehr gebracht hat. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei meinem Zimmerkollegen Dirk für die lustige Zeit bedanken.
Text: Christoph Baer
Fotos: Dirk Seefeld
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |